Bericht Konferenz Ecomaterialien 4, Bayamo, Kuba
Bryce Gilroy-Scott, University of Glouchester
Das schreckliche Erdbeben in Haiti anfangs 2010 hat auf tragische Weise die Bedeutung empirischer und sozialer Forschung für die Entwicklung und Anwendung von geeigneten, nachhaltigen und erschwinglichen Baumaterialien hervorgehoben. An der Konferenz Ecomaterialien 4, die in Bayamo, Kuba, vom 22.-24. November 2009 stattgefunden hat, war
genau solche Forschung Thema.
Die Teilnehmenden der Konferenz kamen mehrheitlich aus Lateinamerika (vor allem aus dem karibischen Bereich) sowie aus Europa. Die Reihe der Themen umfasste ein breites Spektrum, so die Materialentwicklung, Feldtests, die Anwendung von Materialien, die Verfeinerung von Produktions- und Konstruktionsprozessen, die Erforschung von wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, welche die ganzheitliche Anwendung von Eco-Materialien beeinflussen, und schlussendlich die Präsentation von neuen Materialien für die mögliche Aufnahme als Eco-Materialien.
Die Eventorganisatoren unternahmen viel, auch ein soziales und kulturelles Programm in die Konferenz einzubauen, etwas das häufig an akademischen Konferenzen übersehen wird. An jedem Abend der Konferenz gab es ein kulturelles Programm: eine kubanische Sambaband, ein kultureller Abend, der die lokale Kunst von Bayamo beleuchtete (komplettiert mit einer Kutschenfahrt zum Theater) und ein extravagantes Abschluss-Nacht-Kabarett.
Aus meiner Sicht markiert dieses Kulturprogramm auch einen wichtigen Unterschied zwischen EcoMaterialien 4 und anderen akademischen Konferenzen - nämlich das soziale Engagement. Während objektive Forschung integraler Bestandteil des akademischen Diskurses ist, wird das grössere Umfeld, in dem Forschung und die Anwendung von Wissen geschieht, oft übersehen wenn nicht vergessen, wenn nur die rationale Seite betont wird. Die Struktur von Ecomaterialien 4 wies diese mechanistische Tendenz zurück und hielt den Fokus der Konferenz und der präsentierten Arbeit auf das zentrale Thema - nachhaltige und erschwingliche Baumaterialien zu entwickeln, welche den Bedürfnissen der Leute und den Gemeinschaften entsprechen.
Die Qualität und der Ernst akademischer Forschung wurde in keiner Weise durch die Betonung des sozialen Engagements geschmälert. Faktisch bot sich eine bereichernde Gelegenheit, andere Konferenzteilnehmer im gemeinsam erlebten sozialen Kontext informell zu treffen. Eine Erfahrung, die stärkere soziale Beziehungen schuf, um zukünftige Netzwerke zu knüpfen.
Der soziale Aspekt der Konferenz schien, meiner Meinung nach, Hingabe und Qualität der Forscher für ihre akademischen Arbeit zu steigern. Ich kann das nur darauf zurückführen, dass die Leute engagiert waren, anderen zu helfen und auf ein Ziel hinzuarbeiten, das eine soziale Bedeutung hat, die Verbesserung der Lebensqualität für Familien und Gemeinschaften via besserem Wohnen und besseren Dienstleistungen.
Die Tragweite der Tragödie in Haiti betont die Notwendigkeit der Forschung, die an der Ecomaterialien 4 präsentiert, miteinander ausgetauscht und diskutiert wurde. Eine Notwendigkeit für die globale Gemeinschaft (oder Netzwerke von Gemeinschaften in den eigenen Regionen), um technisches Wissen und physische Infrastruktur zu erhalten um schnell auf Krisen reagieren zu können. Eine Notwendigkeit, sogar weitreichender als die Nothilfe, für eine Vision der Welt, wo es sich die Leute leisten können, Häuser zu bauen, die ansprechend, nachhaltig und sicher sind, so dass der Teufelskreis von Unwettern und Erdbeben nicht mehr periodisch Familien und Gemeinschaften zerstört. Das Wissen und die Fähigkeit, robuste Gemeinschaften zu bauen, existiert bereits, es fehlt am Willen und an Ressourcen, dies umzusetzen. Ich erlebte die Ecomaterialien-4-Konferenz als ein Event, an dem die Leute und die Organisationen, die mitmachten und hart daran arbeiteten, diese Situation zu ändern, sich treffen konnten, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen, aber auch um Netzwerke gegenseitiger Unterstützung zu bilden und sogar Inspiration, die nicht greifbare Qualität für akademischer Umgebungen zu fördern.
Bryce Gilroy-Scott ist Dozent der «Graduate School of the Environment at the Centre for Alternative Technology, University of Glouchestershire»